Gottesdienst mit Uta Rode in der Versöhnungskirche - Text

Jona – der Gottesdienst

 

Orgel

 

Votum

Wir feiern Gottesdienst im Namen Gottes des Vaters

und des Sohnes und des Heilgen Geistes. Amen

 

Einstimmung

Heute, hier Gottesdienst zu feiern ist ja eine doppelte Freude:

wir feiern erstmals seit Monaten von lock-down, einengenden Hygieneregeln und Maximalabstand; und wir feiern das erste Mal seit unsere Versöhnungskirche erweitert, erneuert und aufgehellt wurde .

In unserem gemeinsamen Nachdenken geht es heute um einen sehr bekannten Propheten und um die Frage, was Jesus wohl meint, wenn er Abraham die Worte in den Mund legt: „...sie haben Mose und die Propheten...“

 

Lied : 166 1,2,6 „Tut mir auf die schöne Pforte...“.

 

Psalm 34, 2-11

Ich will den Herrn loben allezeit

sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.

Meine Seele soll sich rühmen des Herrn,

dass es die Elenden hören und sich freuen.

Preiset mit mir den Herrn

und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!

Als ich den Herren suchte, antwortete er mir

und errettete mich aus aller meiner Furcht.

Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude,

und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.

Als einer im Elend rief, hörte der Herr un

und half ihm aus alallen seinen Nöten.

Der Engel des Herrn lagert sich um die her,

die ihn fürchten, und h9lft ihnen heraus.

Schmecket und sehet, wie freundlch der Herr ist.

Wohl dem, der auf ihn trauet!

Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen!

Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.

Reiche müssen darben und hungern;

aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an

irgendeinem Gut.

Ehr sei dem Vater /Orgel

 

 

Gebet

Ewiger Gott: Du rufst uns - aber wir sind auf der Flucht

wir laufen in die entgegengesetzte Richtung

Wir bitten Dich: lass nicht nach, uns zu rufen.

 

Deine Stimme ist immer klar,

aber wie oft hören wir nicht hin.

Wir hören auf alle möglichen Stimmen unserer Welt

und so selten auf deine ….

Wir bitten: Herr erbarme dich

Kyrie/Orgel

 

Gnadenzuspruch

Gott der Herr sagt: wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.

Jer 29, 13+14

 

Gloria/ Orgel

 

Wir haben es in den letzten Wochen oft gehört: Krisen sind Chancen.

Sie sind es deswegen, weil wir aus unserem gewohnten Rhythmus geschubst werden und uns neu orientieren müssen. Damit es im Größeren gelingt, möchte ich es auch im Kleineren nutzen. Gottesdienst ist noch mehr gemeinsames Feiern, wenn Ihr, wenn die Gemeinde an bestimmten Stellen antwortet. Bei dem Gebet, das ich jetzt spreche, gehört das Amen der Gemeinde. Manche werden sich vielleicht sogar daran erinnern.

Ich bitte Sie, bitte Euch herzlich, am Ende des Gebets das Amen zu sprechen.

 

Tagesgebet

 

Du unbegreiflicher Gott,

die Himmel können dich nicht fassen -

und doch kommst du uns nahe in deinem Wort.

Hilf, dass wir deine Stimme unterscheiden

von den vielen anderen Stimmen, die auf uns einreden,

damit unser Leben dir gehöre, getragen und geformt

von deiner Liebe, die uns in Jesus Christus begegnet.

Dir sei Ehre in Ewigkeit.

Gem.: Amen

 

Lesung: Lukas 16, 19-31

 

 

 

Predigt

Jona 1, 1-11

 

„Gott beruft nicht die Qualifizierten, sondern er qualifiziert die Berufenen“, so ein etwas lässiger Spruch, den ich vor einigen Wochen zugeschickt bekam.

Es wurden dann die Begrenzungen verschiedener biblischer Berufener aufgezählt: Mose stotterte, Jakob war ein Betrüger, David hatte eine Affäre, Noah betrank sich ..

und wir wissen: der Prophet Jona lief vor Gottes Ruf weg.

 

Die Geschichte von Jona kennen die meisten von uns, ich bringe sie uns nacherzählt in Erinnerung.

 

Das Wort des Herrn erging an Jona; Gott sagt zu ihm: „Geh nach Ninive, der großen Stadt, und kündige ihr mein Strafgericht an! Ich kann nicht länger mit ansehen, wie böse die Leute dort sind.“ Jona macht sich auf den Weg, aber in die entgegengesetzte Richtung. Er will nach Spanien und findet ein Schiff, das ihn mitnimmt.

Da schickt der Herr einen heftigen Sturm und das Schiff droht auseinander zubrechen. Die Seeleute fangen an, die Ladung über Bord zu werden. Jeder soll zu seinem Gott beten.

Außerdem werfen sie das Los, um herauszufinden , an wem das Unglück liegt.

Jona bekennt sich als Hebräer, der den Herrn verehrt, den Gott, der Himmel und Erde und das Meer erschaffen hat. Und dass er vor ihm auf der Flucht ist.

 

Bis zu diesem dramatischen Punkt geht unser Predigttext.

 

Die Geschichte bietet mir zwei Möglichkeiten, mich in ihr wiederzufinden:

wir sind Ninive; da ist immer was dran: denn wir sind sündig und nicht so ohne Weiteres zur Umkehr bereit. Ninive ist schön. Ninive ist reich , und die Stadt ist selbstverliebt in ihre Schönheit und ihren Reichtum: selbstherrlich und selbstgerecht. Die Menschen wissen nicht, wo rechts und links ist, heisst es. Immerhin wissen wir aus dem weiteren Verlauf der Geschichte, dass die Menschen von Ninive auf Jona gehört haben, als er nach seinem Abenteuer mit dem Fisch dann doch Gottes Auftrag annahm.

Wenn wir Ninive sind, besinnen wir uns und wir bekommen dann noch eine Chance!

 

Oder: wir sind Jona!

Als evangelische Christ*innen sind wir alle aufgerufen, die frohe Botschaft zu verkünden. Für Pfarrerinnen und Pfarrer ist es gewisserweise amtlich, aber der Geist ermächtigt alle Getauften, die frohe Botschaft zu verkünden. …

Wenn wir Jona sind, was erfahren wir dann über uns?

Wir finden uns vielleicht wieder in der Angst vor dem göttlichen Auftrag, in der Bequemlichkeit, die eigene Komfortzone zu verlassen. Möglicherweise haben wir auch Angst, weil wir in die Konfrontation mit Ninive geschickt werden.

Wenn wir Jona sind, gehen wir spontan erstmal in die entgegengesetzte Richtung!

 

Gott befähigt die, die er beruft. Weniger lässig, als in meinem Spruch vom Anfang, aber auch auf den Punkt gebracht, schreibt es Paulus im 1. Brief an die Kor.1,25-31

In Auszügen:

Seht euch doch einmal in euren eigenen Reihen um, Geschwister.Was für Leute hat Gott sich ausgesucht, als er euch berief? Es sind nicht viele Kluge und Gebildete darunter, wenn man nach menschlichen Maßstäben urteilt; nicht viel Mächtige, nicht viele von vornehmer Herkunft. Im Gegenteil: was nach dem Urteil der Welt ungebildet ist, das hat Gott erwählt, um die Klugheit der Klugen zunichte zu machen, und was nach dem Urteil der Welt schwach ist, das hat Gott gewählt, um die Stärke der Starken zunichte zu machen. … Denn niemand soll vor Gott mit vermeintlichen Vorzügen prahlen können.

„Wenn also“ – um es mit den Worten der Schrift zu sagen - “jemand auf etwas stolz sein will, soll er auf den Herrn stolz sein.“

 

Das Evangelium vom Sonntag hat uns die Geschichte vom armen Lazarus und vom unbarmherzigen reichen Mann erzählt.

Jesus lässt Abraham in der Geschichte dem reichen Mann antworten: „Sie haben Mose und die Propheten, wenn sie denen nicht glauben, werden sie auch denen nicht glauben, die von den Toten wieder kommen.“

 

Das Evangelium stellt also die Frage, wann und wem wir bereit sind zu glauben. Reicht uns Gottes Wort?

Welchem Propheten schenken wir Glauben?

Es gibt ja unzählige Propheten:

Propheten des grenzenlosen Wachstums,

Propheten der Notwendigkeit von Konsum und weitreichender Mobilität, überhaupt der maximalen individuellen Selbstverwirklichung,

Propheten vom Untergang des Abendlandes durch Fremde …

alles das prophetische Stimmen in unseren Medien.

 

Wir sind Jona, aber wir sind auch Ninive.

Wir sind Geschwister des Reichen Mannes; mit ihnen haben wir „Mose und die Propheten“; das soll heißen: in der Heiligen Schrift steht alles geschrieben; dort wird alles erzählt, was wir zum Leben brauchen. Gottes Wort.

Dein Wort, Gott, ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg. Amen

 

Glaubensbekenntnis

 

Lied

237

 

 

 

Fürbitten

 

Ewiger und Barmherziger,

dankbar kommen wir heute hier zusammen

Wir danken dir, dass Du uns bewahrt hast und dass wir heute hier gemeinsam feiern können.

Wir bitten für die , die gestorben sind,

viele sind in diesen Wochen und Monaten einsam gestorben und nach langem Kampf. Tröste die, die nicht nur um den Verlust geliebter Menschen trauern, sondern die vielleicht auch damit hadern , sie nicht begleitet zu haben. Du bist bei den Sterbenden und du bist bei uns.

 

Gütige Schöpferin,

Weiter riskieren Menschen ihr Leben um ausweglosen Situationen zu entkommen. Sie fliehen durch unwirtliche Berge und übers Meer,

Lass uns zu einem sicherer Hafen werden.

In Kriegs- und Krisengebieten erfahren Menschen Gewalt, Hunger und Hoffnungslosigkeit. Wir sind überfordert.

Stärke mit deinem Heiligen Geist alle Kräfte, die sich für Frieden einsetzen.

 

Gott, Heiliger Geist wir bitten dich auch für deine Kirche, für die Menschen, die in ihr und für sie arbeiten. In der kommenden Woche findet die Kreissynode statt, weiterhin digital. Schenke Geduld und gute Ideen. Was gut ist, kommt durch dich.

Herr erbarme Dich!

 

Vater unser

 

 

Segen