Andacht zum Sonntag Quasimodogeniti

- 1. Sonntag nach Ostern -

- 11. April 2021 -

Pfarrer Achim Rohländer

 

BEGRÜSSUNG UND ERÖFFNUNG

 

„Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.

In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns sozusagen neu geboren.

Durch die Auferweckung von Jesus Christus aus dem Tod

hat er uns eine lebendige Hoffnung geschenkt. “ (1. Petrus 1,3 BasisBibel)

 

Herzlich willkommen zu dieser Andacht.

Mit dem Spruch der Woche begrüße ich Sie und Euch herzlich zur heutigen Andacht.

Ostern klingt nach.

Ein paar Tage nach der Auferstehung Jesu haben es die Jüngerinnen und Jünger um Jesu langsam verstanden: Jesus ist nicht tot. Er ist auferstanden. Er lebt.

Damit ist auch ihr Leben neu geworden.

Quasimodogeniti - Wie die Neugeborenen.

So heißt der 1. Sonntag nach Ostern

Auch wir sollen es verstehen und daran erinnert werden, dass der Glaube,

der an Ostern seinen Anfang genommen hat, nicht ohne Wirkung bleibt.

Er bedeutet neues Leben.

So entzünde ich nun die neue Osterkerze.

Als Zeichen der Gemeinschaft, der Verbundenheit mit dem, der gesagt hat:

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Durch mich kommt ihr zum Vater.

 

Vielleicht mögen auch Sie zu Hause eine Kerze anzünden.

 

Wir sind zusammen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

PSALM 116

 

Lassen Sie uns den Wochenpsalm miteinander beten.

Es ist der Psalm 116 (1-9.13 Lutherbibel) Wir sprechen gemeinsam.

 

1Ich liebe den HERRN,

denn er hört die Stimme meines Flehens.

2Er neigte sein Ohr zu mir;

darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.

3Stricke des Todes hatten mich umfangen,

des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen;

ich kam in Jammer und Not.

4Aber ich rief an den Namen des HERRN:

Ach, HERR, errette mich!

5Der HERR ist gnädig und gerecht,

und unser Gott ist barmherzig.

6Der HERR behütet die Unmündigen;

wenn ich schwach bin, so hilft er mir.

7Sei nun wieder zufrieden, meine Seele;

denn der HERR tut dir Gutes.

8Denn du hast meine Seele vom Tode errettet,

mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.

9Ich werde wandeln vor dem HERRN

im Lande der Lebendigen.

10Ich glaube, auch wenn ich sage:

Ich werde sehr geplagt.

13Ich will den Kelch des Heils nehmen

und des HERRN Namen anrufen. Amen

 

GEDANKEN

 

Der Osterurlaub ist zu Ende, die Osterferien sind vorüber.

Morgen geht der Alltag wieder los.

Die Unterbrechung, die das Osterfest - wenn auch unter Coronabedingungen gebracht hat - ist vorüber.

Selbst der Osterschmuck ist in manchen Häusern und Gärten schon wieder verschwunden.

Ostern - nur ein Startschuss für den Frühling?

Ein schöner Gedanke vielleicht, aber mehr?

 

Auch die ersten Osterzeugen gingen wieder an die Arbeit.

Der Alltag hatte sie wieder.

Der Evangelist Johannes erzählt davon im heutigen Predigttext.

In Galiläa am See Genezareth nahe der Stadt Tiberias spielt die Geschichte.

 

Ich lese aus Kapitel 21, die Verse 1-14 (BasisBibel 2010)

21 1 Später zeigte sich Jesus seinen Jüngern noch einmal. Das war am See von Tiberias und geschah so: 2Es waren dort beieinander: Simon Petrus,Thomas, der Didymus genannt wird, Natanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei weitere Jünger. 3Simon Petrus sagte zu den anderen: »Ich gehe fischen!« Sie antworteten: »Wir kommen mit.« Sie gingen zum See und stiegen ins Boot. Aber in jener Nacht fingen sie nichts.

4Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Die Jünger wussten aber nicht, dass es Jesus war. 5Jesus fragte sie: »Meine Kinder, habt ihr nicht etwas Fisch zu essen?« Sie antworteten: »Nein!« 6Da sagte er zu ihnen: »Werft das Netz an der rechten Bootsseite aus. Dann werdet ihr etwas fangen!« Sie warfen das Netz aus. Aber dann konnten sie es nicht wieder einholen, so voll war es mit Fischen. 7Der Jünger, den Jesus besonders liebte, sagte zu Petrus: »Es ist der Herr!« Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, zog er sich seinen Mantel über und band ihn hoch. Er trug nämlich nur ein Hemd Dann warf er sich ins Wasser. 8Die anderen Jünger folgten im Boot und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Sie waren nicht mehr weit vom Ufer entfernt, nur etwa 100 Meter. 9Als sie an Land kamen, sahen sie dort ein Kohlenfeuer brennen. Darauf brieten Fische, und Brot lag dabei. 10Jesus sagte zu ihnen: »Bringt ein paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.« 11Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war voll mit großen Fischen – genau 153 Stück. Und das Netz zerriss nicht, obwohl es so viele waren. 12Da sagte Jesus zu ihnen: »Kommt und esst!« Keiner der Jünger wagte es, ihn zu fragen: »Wer bist du?« Sie wussten doch, dass es der Herr war. 13Jesus trat zu ihnen, nahm das Brot und gab ihnen davon. Genauso machte er es mit dem Fisch.14 Das war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern zeigte, nachdem er vom Tod auferstanden war.

 

"Ich gehe fischen.", so hatte Petrus gesagt und das alte Fischerboot wieder flott gemacht. Sein Versuch, nach den Geschehnissen in Jerusalem wieder zu einer Normalität im Leben zurückzukehren.

Er ist wieder zu Hause. Nun soll alles wieder so sein wie früher.

Und die Freunde pflichten ihm bei.

Auch sie wollen in ihren alten Beruf zurück.

Die Nacht schlagen sie sich um die Ohren.

Doch am nächsten Morgen rudern sie mit leeren Netzen in Richtung Ufer.

Dort aber steht jemand, verwickelt sie in ein Gespräch und schickt sie erneut auf den See.

"Werft das Netz an der rechten Bootseite aus. Dann werdet ihr etwas fangen."

Wohl ein besonders Schlauer. Als ob sie über keine Erfahrung verfügten.

Was soll denn im Morgengrauen in Netz gehen?

Ob die Männer bei den Worten ein Deja-Vu hatten?

Hatten Petrus und die anderen nicht schon einmal mitten am Tag einen großen Fang gemacht, der die Netze fast zerrissen hatte?

 

Johannes jedenfalls reagiert als erster. Er spricht aus, was alle denken:

"Es ist der Herr!"

Petrus wirft sich daraufhin ins Wasser, will schnell an Ufer.

Die anderen kommen mit dem Fang nach.

 

Ein zweites Deja-Vu erwartet die Männer.

Gebratene Fische und Brot liegen bereit. Genug für alle.

Fünf Brote und zwei Fische hatten damals gereicht, um 5000 satt zu machen.

Kein Zweifel: Es ist der Herr.

 

Mitten in ihrem Alltag, mitten bei der Arbeit hatte sich Jesus den Männern als der Auferstandene gezeigt.

Und so macht er es auch heute noch, auch bei uns. Mitten in unserem Alltag, mitten bei der täglichen Arbeit stellt er uns die Osterwirklichkeit unter Beweis.

Er selbst ist es, der sich einmischt in unser Leben.

Und auch wir werden dann erkennen: "Ja, es ist der Herr."

 

Wie aber geschieht es? Was sind die Voraussetzungen für diese Erkenntnis?

Die Jünger hatten ja immerhin den Hinweis, sich nach Galiläa aufzumachen. Sie befolgen ihn und Jesus zeigte sich ihnen, wie er es versprochen hatte.

 

Unser Begegnungsort mit dem Auferstandenen ist die Bibel, Gottes Wort, das Evangelium von Jesus Christus.

Hier kann ich etwas über Jesus erfahren. Hier wird berichtet, was Jesus unter uns Menschen getan und gewirkt hat im Leben, im Leiden, am Kreuz.

Hier will sich Jesus auch uns als lebendiger Herr und Heiland zeigen und sich zu erkennen geben.

Wer ihn in seinem Wort suchen wird, von dem wird er sich auch finden lassen, so hat er`s versprochen.

Ja, es ist immer Jesus selbst, der uns von seiner Auferstehung überzeugen muss. Zusammengelegte Leichentücher und leere Grabeshöhlen sind wohl Zeichen, aber eben kein Beweis. Nur die persönliche Ansprache durch Jesus überzeugt.

 

Mancher erkennt Jesus bei der ersten Begegnung. So wie der Christenverfolger Saulus, der nach einer Lichterscheinung des Auferstandenen zum Missionar Paulus wurde. "Saul, Saul, was verfolgst du mich?" (Apg 9,4), so hatte Jesus ihn ganz persönlich angesprochen.

Andere wiederum lesen lange in der Schrift, so wie es der Kämmerer aus dem Morgenland tat. "Verstehst du auch, was du liest?, (Apg 8,30) fragte ihn Philippus. Und er erklärte dem hohen Beamten darauf die Schrift und zeigte ihm Jesus als den Auferstandenen. Und der Kämmerer ließ sich taufen.

​Oft sind es ganz persönliche Fragen, mit denen Gott uns anspricht. "Kinder, habt ihr nicht etwas Fisch zu essen?", so redet der Auferstandene seine Freunde an. Und lässt sie dann erfahren, wie er für sie sorgt. Wie er sie nach erfolgloser Nacht empfängt und allen Mangel ausfüllt.

 

Es gibt eine ganze Reihe von Bibelstellen, in denen Gott eine ganz persönliche Frage an uns Menschen richtet. Die meisten dieser Fragen treffen mitten ins Herz. Weil sie einen schwachen Punkt ansprechen. ein Versagen, einen Mangel. Immer machen diese Fragen uns die Größe Gottes bewusst. Lassen uns zur Erkenntnis finden: "Ja, es ist der Herr!"

Auch am Ufer unserer Zweifel und Ängste, unserer Furcht und Unsicherheit steht Jesus und spricht uns an. Höre ich die Frage, die er an mich richtet?

 

Und der Friede Gottes, der größer ist als all unser menschliches Begreifen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

 

LIED EG 115,1-3.5 Jesus lebt, mit ihm auch ich!

1 Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken? Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.

2021 04 11 Rohländer2 Jesus lebt! Ihm ist das Reich über alle Welt gegeben; mit ihm werd auch ich zugleich ewig herrschen, ewig leben. Gott erfüllt, was er verspricht; dies ist meine Zuversicht.

2021 04 11 Rohländer3 Jesus lebt! Wer nun verzagt, lästert ihn und Gottes Ehre. Gnade hat er zugesagt, dass der Sünder sich bekehre. Gott verstößt in Christus nicht; dies ist meine Zuversicht.

2021 04 11 Rohländer5 Jesus lebt! Ich bin gewiss, nichts soll mich von Jesus scheiden, keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, kein Leiden. Seine Treue wanket nicht; dies ist meine Zuversicht.

Text: Christian Fürchtegott Gellert 1757

Melodie: Berlin 1653

 

FÜRBITTENGEBET

 

Herr Jesus Christus,

dich preisen wir an diesem Morgen,

denn du bist der Sieger über den Tod.

 

Wir bitten dich:

Mach uns zu mutigen Zeugen und Zeuginnen, dass du lebst.

Mach uns zu glaubwürdigen Botinnen und Boten, dass du liebst.

Mach uns zu Christen und Christinnen,

deren Glaube ansteckend ist.

 

Begegne du selbst denen,

die niedergeschlagen und frustriert sind,

die mutlos und ohne Hoffnung sind,

die am Ende oder verzweifelt sind.

 

Beweise dich als der Lebendige,

als der Helfer und Tröster,

in den Krankenzimmern und Krankenhäusern,

im Leben der Vereinsamten,

in den Sterbezimmern dieser Welt.

 

Schenke uns neues Gottvertrauen,

lebendige Hoffnung und tatkräftige Liebe

sowie Ehrfurcht vor dem Leben

und vor Gottes ganzer Schöpfung.

 

Dich loben wir, Herr Jesus Christus,

weil du unsere Zukunft bist.

 

In deinem Namen beten wir:

 

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

So geht mit dem Segen in die neue Woche!

 

SEGEN

 

Der HERR segne dich und behüte dich.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dich und sei dir gnädig.

Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir und dieser Welt Frieden.

Amen

 

VERABSCHIEDUNG

 

Eine gesegnete Woche wünscht Ihnen,

Ihr Achim Rohländer