Online-Andacht für den 10. Januar

Weihnachten – was bleibt?

Eröffnung und Einstimmung:

Wir feiern Andacht im Namen Gottes, der Mensch wird in Jesus Christus und seitdem unter uns wohnt. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Ich bin in der Versöhnungskirche und freue mich: Noch steht hier der geschmückte Weihnachtsbaum, mit Engeln und Sternen und Lichterkette. In der vergangenen Woche gab es ja noch einmal ein weihnachtliches Fest. Haben wir es überhaupt gemerkt? Das Fest heißt Epiphanias: Fest der Erscheinung des Herrn.

Es ist eng verbunden mit den Weisen aus dem Morgenland. Mit diesen Forschern aus dem fernen Osten, aus der Welt der fremden Völker. Sie folgten einer auffälligen Sternenkonstellation, sie suchten einen besonde­ren König. Und sie fanden den König. Sie fanden ihn in dem Jesuskind in der Krippe in dem kleinen Dorf Bethlehem.

Und sie nahmen ihre Entdeckung mit in ihre Völker. Weit über Bethlehem hinaus wird dieses Kind nun bekannt. Alle Welt kann nun erkennen: Gott kommt auf die Erde! Eine neue Zeit beginnt! „Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt.“ (1. Johannes 2,8b)

Lied: Jesus ist kommen … EG 66,1+2

Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude;
A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide;
Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah.
Himmel und Erde, erzählet`s den Heiden:
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.

Jesus ist kommen, nun springen die Bande,
Stricke des Todes, die reißen entzwei.
Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden;
er, der Sohn Gottes, der machet recht frei,
bringet zu Ehren aus Sünde und Schande;
Jesus ist kommen, nun springen die Bande.

(Text: Johann Ludwig Konrad Allendorf 1736, Melodie: Köthen um 1733)

Gedanken:
Diese Tage und Wochen nach Epiphanias sind Erscheinungszeit.

„Erschienen ist die rettende Gnade Gottes allen Menschen“, lese ich in der Bibel (Titus 2,11). Diese Gnade ist sichtbar geworden in einem Krippenkind.

Oder: „Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat.“ (1. Johannes 4,9). Gottes Lie­be bleibt nicht bloß gesprochenes Wort. Mit Jesus bekommt sie Hände und Füße, einen Kopf und ein Herz. Sie geschieht, und Menschen erfahren sie.

Ein Weihnachtslied sagt: „Das ewig Licht geht da herein, gibt der Welt ein` neuen Schein.“ (EG 23,4)

Mit Jesus Christus hat Gott angefangen, die Welt in ein neues Licht zu tauchen. Ein neues Zeitalter hat begonnen, eine andere Art von Macht greift um sich. Eine Weltmacht, die nichts für sich will, sondern das Glück für die Vielen. Im Buch der Geschichte ist ein neues Blatt aufgeschlagen. Ja, genau – wir unterteilen die Zeit in „Zeit vor Christus“ und „Zeit nach Christus“. Manchmal sagen wir auch: vor und nach der Zeitenwende.

Nur – woran können wir diese Zeitenwende festmachen? Wo ist die Welt tatsächlich neu geworden? Ist Jesus Christus erschienen – und wieder ver­schwunden? Hat seine Geburt die Welt nur kurzfristig in ein neues Licht getaucht – und längst regiert wieder die Finsternis? Wird die Macht der Liebe erstickt durch die realen Machtverhältnisse in einer unverständigen und gierigen Menschenwelt?

Ich glaube, dieses göttliche Epiphanias-Licht leuchtet noch. Die Erschei­nung Gottes in der Menschenwelt dauert an. Gottes ganz andere Art Welt­macht regiert in den Herzen von Menschen und leitet sie zum Guten an.

Unsere Weihnachtslichter, Krippenfiguren und Tannenbaumkugeln werden wir in diesen Wochen nach Weihnachten wieder wegpacken. Aber das Leuchten ist noch da. Wo? Wann? In einem guten Wort zur richtigen Zeit. In einer großzügigen Geste. Im Verzicht auf Rechthaben. In zuvorkom­mender Freundlichkeit. In Aufmerksamkeit und Gemeinsinn. In der Liebe zum Feind. Im Engagement mit Leib und Seele. Im mutigen Wort und in klarer Gegen-Rede, wenn Menschen verletzt, ausgeraubt, ausgegrenzt wer­den.

Ich könnte auch sagen: Alltagsleben wird zum Gottes-Dienst. Und schon bin ich beim Predigttext für den 1. Sonntag nach dem Epiphaniasfest aus dem Römerbrief Kapitel 12. Lest es doch in Eurer Bibel nach!
Im 1. Vers sagt Paulus:

Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie groß Gottes Erbarmen ist. Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eu­rem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein leben­diges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst.

(Aus Neue Genfer Übersetzung)

Gebet:
Gott, unser Vater.
Dein Sohn ist in der Welt.
Nicht mehr weg zu denken. Nicht mehr auszulöschen.
Erleuchte uns mit seinem Licht.
Lass unser Leben zum Widerschein dieses Lichtes werden.

Erleuchte deine Kirche – hier in Kleve und weltweit.
Sei dabei, wenn die Synode unserer rheinischen Landeskirche tagt.
Bewahre uns vor falscher Anpassung an weltliche Macht.
Hilf uns zurecht, wo wir irren.
Gib uns Mut, als Kinder deiner neuen Welt zu leben.

Sende dein Licht in die Herzen der Traurigen,
der Enttäuschten, der bitter Gewordenen.

Erscheine zur Rettung denen, die von Menschen aufgegeben werden,
die in Lagern erfrieren, in Meer und Wüste sterben, im Elend versinken.
Erbarme dich aller Hartherzigkeit und Rechthaberei.

Um dein Reich und dass dein Wille hier auf Erden geschehe,
beten wir gemeinsam …

Vaterunser und Segen

Liedvers: Jesus ist kommen … EG 66,5

Jesus ist kommen, der König der Ehren;
Himmel und Erde, rühmt seine Gewalt!
Dieser Beherrscher kann Herzen bekehren;
öffnet ihm Tore und Türen fein bald!
Denkt doch, er will euch die Krone gewähren.
Jesus ist kommen, der König der Ehren.