Erntedank aus der Evangelischen Stiftung

Einstimmung:
Landauf, landab wird Erntedank gefeiert. Mitten in den Krisen unserer Zeit ist unser Tisch reichlich gedeckt. Früchte und Gemüse, Brot und Saft und Wein – nicht nur so viel, wie wir brauchen. Sondern weit darüber hinaus!
So wie wir es hier sehen im Alten- und Pflegeheim Evangelische Stiftung.
Die Online-Andacht ist diesmal hier entstanden, im Erntedankgottesdienst am 1. Oktober. Die Musik kommt von Thomas Tesche aus der Kleinen Kirche.

Lied: Wir pflügen und wir streuen, EG 508,1+2

Text: nach Matthias Claudius 1783, Melodie: Hannover 1800

Gedanken 1:
Über unserem Erntedanktisch, über den leckeren Früchten ist ein Regenbogen gespannt – mithilfe eines Regenbogenschirms.

Ein Regenbogen: das ist für mich mehr als ein Wetterphänomen. Mehr als die Brechung von Sonnenlicht in Regentropfen und die Zerlegung der Lichtstrahlen in verschiedene Farben. Wenn ich einen Regenbogen sehe, dann freue ich mich, dann stelle ich mich ans Fenster, dann rufe ich meinen Mann, damit wir zusammen staunen können. Wenn ich unterwegs einen Regenbogen sehe, dann fühle ich mich besonders bewahrt und beschützt. Dann denke ich an Gott und seinen Friedensbund mit der Erde. Wenn ich einen Regenbogen sehe, dann weiß ich es wieder: Gott steht zu uns Menschen! Auch wenn wir nach der Sintflut so unverbesserlich geblieben sind wie vorher. Gott akzeptiert, dass die Welt und sein Geschöpf Mensch nicht perfekt sind. Er will – trotz allem – unser Gott sein.

Aus der Bibel:
Und Gott sprach: Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe.. Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Fleisch, das auf Erden ist. (1. Mose 9,12-16)

Gedanken 2:
Ich horche auf. Der Regenbogen ist nicht nur dazu da, uns zu erinnern an den Bund und die Treue Gottes. Er soll auch Gott erinnern.

Ich denke an die vielen Regenbogenbilder von Kindern in der Corona-Lockdown-Zeit. Sie waren an Fenster geklebt und leuchteten einem entgegen. Sie waren mit Straßenkreide auf Vorplätze und Wege gemalt. Oder bunt auf Steine gezeichnet. Es ist, als ob die Kinder und ihre Eltern diesen Bogen Gott ganz dicht vor seine Augen halten wollten: „Sieh doch dein Bundeszeichen, Gott! Und vergiss uns nicht! Sei bei uns, wenn wir nicht zur Schule gehen dürfen und Oma und Opa nicht besuchen und unsere Freunde nicht treffen.“ Der Regenbogen wird so zum Zeichen für das, was Gott seinen Menschen und allem, was lebt, versprochen hat. Was er uns sozusagen schuldet.

Der Regenbogen! Er spannt sich über ein Stück Erde und birgt darunter Tiere und Menschen, Land und Wasser, Bäume mit ihren Früchten und Wiesen mit bunten Blumen. Er spannt sich über Böse und Gute, über Gerechte und Ungerechte. Er verbindet auch links und rechts, verbindet Ost und West, Süd und Nord. Der Regenbogen ist ein Zeichen, das Frieden setzt.

Und noch mehr. Der Regenbogen spannt sich von der Erde hinauf in den Himmel und wieder herunter. So verbindet er auch Erde und Himmel. Verbindet das verheißene himmlische Paradies mit dem irdischen krisenhaften Leben. Er verbindet die Gebote und Menschenrechte mit dem Schreien der Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer. Er verbindet unseren reich gedeckten Erntegabentisch mit den leeren Tischen in den Elendsgebieten unserer Erde. Der Regenbogen verbindet das Heil, woran wir glauben und worauf wir hoffen mit dem unheilen und beschädigten Leben, wie es tatsächlich ist. Er ist ein Hoffnungszeichen: Es kommt noch etwas! Er hält die alten Verheißungen wach, und die heißen: Neuer Himmel und neue Erde. Er stärkt unseren Glauben an die Neue Welt Gottes, in der Platz ist für Menschen aller Völker und Farben. Den Glauben an einen Garten Eden, in dem die Arbeit Frucht bringt und nicht Raubbau und Zerstörung.

Ein letzter Gedanke: Der Regenbogen erscheint, wenn hinter mir die Sonne scheint und es vor mir regnet. Auch dieses ein Bild voll Trost und Hoffnung: Noch stehe ich im Regen. Noch türmen sich Wolken auf. Noch sind die Krisen unserer Gegenwart sehr bedrohlich. Aber hinter uns leuchtet Sonnenlicht. Manchmal können wir es nur ahnen, weil die Wolken es verdecken. Aber schon ist es da, das Licht! Darauf will ich vertrauen.

Nachspiel zu: Wir pflügen und … EG 508