Online-Andacht zum 12. Sonntag nach Trinitatis

29.08.2020

► Begrüßung und Eröffnung

 

"Das geknickte Rohr wird er nicht brechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen." (Jesaja 42, 3a)

 

Mit dem Spruch für die neue Woche aus dem Buch des Propheten Jesaja begrüße ich Sie zu dieser Online-Andacht.

 

Wieder haben wir eine Woche hinter uns.

Sie - wie auch ich - waren eingebunden in die Zusammenhänge unseres Leben:

In die Arbeit und ihre Aufgaben, in Partnerschaft und unsere Familien,

in die allgegenwärtige Sorge vor dem Covid-19-Virus.

Vielleicht haben Sie in diesen Tagen aber auch Urlaub.

Sind dankbar für etwas Erlebtes.

 

Wir bringen so viel mit.

Wir tragen so viel Gepäck.

 

Für eine Andachtslänge sind Sie und ich zusammen

Wenden uns Gott zu.

 

Wollen Kraft tanken, etwas von der der Hoffnung spüren, die Jesaja in seinen beiden Bildern aufleuchten lässt.

 

So sind wir zusammen im Namen des dreieinigen Gottes,

im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

► Psalm 147, 1-5 (Wochenpsalm)

 

Ich lese einige Verse aus dem Wochenpsalm 147:

 

1Halleluja!

Lobet den HERRN!

Denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding,

ihn loben ist lieblich und schön.

2Der HERR baut Jerusalem auf

und bringt zusammen die Verstreuten Israels.

3Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind,

und verbindet ihre Wunden.

4Er zählt die Sterne

und nennt sie alle mit Namen.

5Unser Herr ist groß und von großer Kraft,

und unbegreiflich ist, wie er regiert. Amen

 

► Gebet

 

Lebendiger Gott,

 

Mit all meinen Erfahrungen komme ich aus dieser Woche.

Mit all meinen Erwartungen blicken ich auf die nächste.

 

In deine Hände lege ich Sorge, Zweifel und Angst.

In einem Moment der Stille

sagen ich dir,

was meine Seele betrübt,

was sie unruhig macht,

wonach ich dürste für mich, für uns und für diese Welt.

 

Stille

 

Ich will mich stärken lassen von Deinem Wort,

will meinen Durst löschen

nach Gerechtigkeit und Frieden,

nach Ruhe und Lebenskraft.

 

Sei bei mir, damit ich bei dir bin.

Stärke mich durch deinen heiligen Geist.

Amen

 

► Evangelium (Markus 7,31-37)

Ich lese das Evangelium für den 12. Sonntag nach Trinitatis aus Markus 7.

 

Jesus heilt einen Taubstummen

31 Danach verließ Jesus die Gegend von Tyrus wieder.

Er kam über Sidon zum See von Galiläa,

mitten ins Gebiet der Zehn Städte.

32 Da brachten Leute einen Taubstummen zu ihm.

Sie baten Jesus:

»Leg ihm deine Hand auf.«

33 Und Jesus führte ihn ein Stück

von der Volksmenge weg.

Er legte seine Finger in die Ohren des Taubstummen

und berührte dessen Zunge mit Speichel.

34 Dann blickte er zum Himmel auf,

seufzte und sagte zu ihm: »Effata!«

Das heißt: »Öffne dich!«

35 Und sofort öffneten sich seine Ohren,

seine Zunge löste sich

und er konnte normal sprechen.

36 Und Jesus schärfte ihnen ein,

nichts davon weiterzuerzählen.

Aber je mehr er darauf bestand,

desto mehr machten sie es bekannt.

37 Die Leute gerieten außer sich vor Staunen

und sagten:

»Wie gut ist alles, was er getan hat.

Er macht,

dass die Tauben hören

und dass die Stummen reden können.«

 

► Gedanken

Da ist also einer, der nicht hören und nicht sprechen konnte: ein Taufstummer.

Keine Musik, keine Vogelstimmen, keine noch so gut gemeinten Worte. Nichts hört er.

Etwas zwei Millionen Menschen in unserem Land leben so: wie abgeschnitten, isoliert, auf sich allein zurückgeworfen.

Solch ein Mensch wird zu Jesus gebracht. Keine Silbe darüber, wer diese Menschen sind - und doch ist dieser Bringedienst, dieser Samariterdienst entscheidend wichtig.

Wen bringen wir zu Jesus? Wen habe ich vor seine Füße gelegt?

Ist nicht auch das Gebet, die Fürbitte ein Dienst am Nächsten?

 

Jesus nimmt den Taubstummen beiseite.

Kann es sein, dass Gott auch mich manchmal zur Seite nimmt? Dass er mich im Gottesdienst, hier in der Andacht beiseite nimmt, mich herausholt aus meinem Alltagsleben, und mich hereinholt in seine wohltuende Gegenwart?

Kann es sein, dass Gott mich beiseite nimmt durch eine Krankheit oder durch ein vermeintliches Missgeschick, damit ich innehalte, zur Besinnung komme und zu Gott zurückfinde?

"Hephata! - Öffne dich: für die Welt, für die Menschen, für die Tiere und Blumen und Farben und Pflanzen: Tue dich auf, aber tue es auch!

Das ist kein Apelle, keine Belehrung, sondern erlösendes Wort, weil beste Medizin.

Eine Einladung, die mich herauslösen will aus allem, was mich im Leben gefangen zu nehmen droht.

"Hephata!" - Sei nicht weiter wie vernagelt, wie verriegelt, wie verschlossen, wie verbarrikariert. Öffne deinen Mund, dein Herz, öffne dich für Gott!

"Die Fesseln seiner Zunge löste sich", heißt es im Evangelium.

Auch die Fesselns unserer Zunge sollen sich lösen! Gott sei Dank!

 

► Vater Unser

 

Allmächtiger und barmherziger Gott,

du bist unendlich groß

und kommst uns doch ganz nah.

Voller Staunen entdecken wir Spuren deines Wirkens

in unserem Leben und unserer Welt.

 

Du hast Tauben die Ohren geöffnet

durch dein mächtiges Wort.

 

Du hast Verstockten das Herz geöffnet

durch deinen unwiderstehlichen Geist!

Wir loben dich und preisen dich. dafür.

 

Allerdings spüren wir auch oft,

wie unvollkommen wir sind,

und leiden mit,

wenn andere Menschen Mangel haben.

 

Darum bitten wir dich, allmächtiger Schöpfer.

Lege deinen Finger auch in unsere Ohren,

dass wir aufmerksam werden für dich.

Berühre du unsere Herzen,

dass die Härte weicht und die Kälte verschwindet.

 

Sei du bei denen,

die auf fremde Hilfe angewiesen sind,

weil sie nicht sehen oder hören,

nicht reden oder gehen können.

 

Stehe du denen bei,

die angefeindet oder verfolgt werden.

Sei du bei denen, die gefoltert werden

oder auf ihre Hinrichtung warten.

Wirke du Wunder der Befreiung und Versöhnung.

 

aus: Jochen Arnold u.a., Fürbitten für die Gottesdienste im Kirchenjahr, Hannover 2006

 

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns zu beten gelehrt hat:

 

Vater Unser im Himmel

Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

 

► Segen

 

Es segne und behüte uns der allmächtige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, Amen