Online-Andacht zum 5. Sonntag nach Trinitatis (12. Juli 2020)

Begrüßung:
Gott spricht – und sein Wort kann Wunder wirken. Davon hören wir in dieser Andacht zum 5. Sonntag nach Trinitatis. Willkommen!

Gebet nach Psalm 119:

1) Auf dein Wort hin wird es hell auf der Erde.
Dein Wort lässt Pflanzen, Tiere und Menschen werden.
Dein Wort lässt die Schöpfung erstrahlen.
Auf dein Wort hin baut Noah die Arche.
Dein Wort setzt den Regenbogen in die Wolken.
Dein Wort bewahrt Himmel und Erde.

2) Auf dein Wort gehen Abraham und Sarah los.
Dein Wort begleitet das Volk durch die Wüste.
Dein Wort, in Stein gehauen, sagt klipp und klar, was geboten ist.
Auf dein Wort hin nennt Jesaja das Unrecht beim Namen.
Dein Wort macht die Mächtigen nervös.
Dein Wort erklingt im Himmel wie auf der Erde.

3) Auf dein Wort hin werfen die Jünger ihre Netze aus.
Auf dein Wort hin haben Menschen Hoffnung,
es könnte sich doch noch was ändern.
Auf dein Wort hin arbeiten Menschen für eine gute Zukunft.
Dein Wort trennt Menschen – Familien, Freundinnen und Freunde.
Dein Wort fordert meine Entscheidung.
Dein Wort begleitet mich, wo immer ich bin.
Dein Wort ist für mich Himmel und Erde.
Amen.

Orgel: Vorspiel zum Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch Nr. 313:
Jesus, der zu den Fischern lief

Aus der Bibel: Lukasevangelium 5,1-11

Liedvers 1: Evangelisches Gesangbuch 313,1

1. Jesus, der zu den Fischern lief / und Simon und Andreas rief, /
sich doch ein Herz zu fassen, / die Netze zu verlassen – /
vielleicht kommt er auch heut vorbei, / ruft mich und dich, zwei oder drei, /
doch alles aufzugeben / und treu ihm nachzuleben.

Ansprache:
Wisst Ihr, was für mich das Wunder ist in dieser biblischen Geschichte?

Das ist nicht die Riesenmenge an Fischen. Sondern, dass Simon diesem Wort von Jesus folgt: „Fahr noch mal aufs Wasser hinaus! Werft die Netze noch mal aus!“

Eigentlich ist Simon müde nach der durchgearbeiteten Nacht. Und er ist frustriert, weil die Arbeit vergeblich war: sie haben nichts gefangen! Außerdem widerspricht das, was Jesus sagt, aller Berufserfahrung. Am Tag fängt man keine Fische; am Tag schwimmen Fische tief unten im Wasser und gehen nicht ins Netz.

Aber – wunderbar: Simon fährt trotzdem noch mal raus. „Auf dein Wort, Jesus. Weil du es sagst.“ Simon schenkt Jesus Glauben. Er ist aufmerksam für das, was in dessen Worten steckt. Etwas Verheißungsvolles. Ein Versprechen. Simon gibt dem Wort von Jesus eine Chance. Er lässt es ausrichten, was es verheißt: Einen Fang, der sich lohnt. Er lässt das Wort Wunder wirken. Und macht tatsächlich den Fang seines Lebens!

Hier ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Simon ist Fischer von Beruf. Er trägt dazu bei, dass Menschen ihren Hunger stillen können. Nun soll er sich um einen anderen Hunger kümmern. Um den Hunger von Menschen, gesehen zu werden und geliebt zu sein. Um ihre Sehnsucht, irgendwo dazu zu gehören. Um ihren Wunsch nach Sinn im Leben. „Simon, sei Menschenfischer!“, sagt Jesus. „Fange Menschen aus Armut oder Einsamkeit, aus Abhängigkeiten oder Angst. Befreie sie in der Kraft des Evangeliums!“ Und so geschieht es: Aus dem Fischer, der Fische fängt, wird einer, der mit Gottes Wort Menschen auffängt, sie aus einem gottfernen Leben befreit und für Gottes Neue Welt gewinnt.

Mir gefällt, dass Simon seinen Fischerberuf sozusagen mitnehmen darf, wenn er ab jetzt Jesus nachfolgt. Jesus ruft ihn an Seine Seite mit dem, was er ist und kann. Simon muss nicht etwas komplett Neues machen. Seine neue Aufgabe hat mit der alten zu tun. Sein bisheriger Beruf taugt für Gott!

Ich finde das verheißungsvoll auch für uns. Für das, wozu wir berufen sind – mit dem, was wir sind und können. Was erkennt Gott an mir, das noch werden soll?

Ich wünsche uns eine Aufmerksamkeit, wie sie Simon hatte. Simon war müde an diesem Morgen – und dennoch war er wach für den besonderen Ruf von Jesus. So dass er sagt: „Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.“ Und er erlebt wunderbare Fülle und Segen und folgt seiner neuen Berufung.

Wohin oder wozu ruft Jesus mich?

Finden wir unsere persönliche Antwort – jetzt. Oder eines anderen Tages. Vielleicht hilft das Zuhören bei den beiden weiteren Liedversen. Amen.

Liedverse: Evangelisches Gesangbuch 313,2+3:

2. Jesus, der durch die Straßen kam, / den Mann vom Zoll zur Seite nahm /
und bei ihm wohnen wollte, / dass der sich freuen sollte – /
vielleicht kommt er auch heut vorbei, / ruft mich und dich, zwei oder drei, /
Wollt ihr mir euer Leben / und was ihr lieb habt, geben?

3. Der durch die Welt geht und die Zeit, / ruft nicht,
wie man beim Jahrmarkt schreit. /
Er spricht das Herz an, heute, / und sammelt seine Leute. /
Und blieben wir auch lieber stehn – / zu wem denn sollen wir sonst gehn? /
Er will uns alles geben, / die Wahrheit und das Leben.

Text: Jürgen Henkys (1975), nach dem niederländischen Jesus die langs het water liep von Ad den Besten 1961, Melodie: Fritz Mehrtens 1961